Bereits 40 Prozent der Bevölkerung sind übergewichtig. Bei den Männern ist es sogar schon jeder Zweite.

Die Ergebnisse sind besorgniserregend.“ So kommentiert Gesundheitsminister Alois Stöger den Österreichischen Ernährungsbericht 2012: 28 Prozent der Erwachsenen sind übergewichtig, weitere zwölf Prozent sind stark übergewichtig, adipös. Ein Vergleich mit den Daten aus dem Ernährungsbericht 2008 ist nicht möglich: Damals handelte es sich lediglich um Befragungen, für den neuen Bericht wurden 1002 Personen gewogen und gemessen. Allerdings spricht man im Gesundheitsministerium von einer Tendenz zu einem weiteren Anstieg der Zahl der Übergewichtigen in den vergangenen vier Jahren – die Zahl der stark Übergewichtigen stagniert allerdings und steigt nicht. Bei den Männern ist bereits jeder Zweite (52 Prozent) übergewichtig, bei den Frauen sind es 28 Prozent, sagt Univ.-Prof. Ibrahim Elmadfa, Vorstand des Institutes für Ernährungswissenschaften. Dieses hat – mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) – den Bericht herausgegeben.

Zucker

– Knapp 22 Prozent der Mädchen und 26 Prozent der Buben sind übergewichtig. Fünf Prozent der Mädchen und zwei Prozent der Buben sind untergewichtig.

– Bei den älteren Menschen weist mehr als die Hälfte einen zu hohen Körperfettanteil auf, knapp 17 Prozent sind untergewichtig.

– Die Fettaufnahme ist nur leicht rückläufig, allerdings werden zu viele gesättigte Fettsäuren aufgenommen – verantwortlich dafür ist vor allem ein zu hoher Fleisch- und Wurstkonsum.

– Auch beim Zuckerkonsum gibt es einen leichten Rückgang. Bei Kindern liegt er aber immer noch über den empfohlenen zehn Prozent der täglichen Energie.

– Problematisch bleibt das Salz. 47 Prozent der Frauen und knapp 60 Prozent der Männer nehmen mehr als die maximal empfohlenen sechs Gramm pro Tag zu sich – und die Hälfte dieser Gruppe kam sogar auf einen als gesundheitlich sehr bedenklich eingestuften Wert von zehn Gramm am Tag.

Komplexe Kohlenhydrate (Brot, Nudeln) verspeisen Erwachsene und Ältere zu wenig, und deutlich zu wenig Ballaststoffe (in Vollkornprodukten, Gemüse und Hülsenfrüchten). Die Versorgung mit den meisten Vitaminen ist ausreichend. Elmadfa: „Österreich ist kein Vitaminmangelland.“

„Die Energiebilanz stimmt nicht“

Der Fett- und Zuckerkonsum stagnieren, und trotzdem gibt es mehr Übergewichtige: „Es liegt an der Energiebilanz“, sagt Univ.-Prof. Elmadfa: Bei vielen liege die Energiezufuhr gar nicht viel über dem Richtwert – „aber sie verbrennen zu wenig“.

Das bestätigen auch Daten, die auf einem sportwissenschaftlichen Kongress in Salzburg präsentiert wurden: Mindestens eine Stunde pro Tag sollten sich Kinder und Jugendliche intensiv bewegen – im Schnitt kommen sie aber nur auf die Hälfte dieser Zeit.

„Wir müssen eine Trendwende schaffen“, sagt Gesundheitsminister Alois Stöger. Mit zwei „Nationalen Aktionsplänen“ (Bewegung und Ernährung) solle gegengesteuert werden. Erste Maßnahmen seien bereits umgesetzt worden – etwa spezielle Beratung für Schulbuffetbetreiber.

Die Sozialmedizinerin Univ.-Prof. Anita Rieder von der MedUni Wien warnt davor, übergewichtige Menschen zu diskriminieren. „Es ist keine Sache des schwachen Willens. Vielmehr spielen viele Veränderungen in unserer Umwelt eine große Rolle“, betont sie anlässlich der heute, Freitag, beginnenden Tagung der Österreichischen Adipositas-Gesellschaft in Schloss Seggau, Steiermark: „Die ständige Verfügbarkeit von kalorienreicher Nahrung in Tausenden Geschäften spielt ebenso eine Rolle wie der Rückgang des gemeinsamen Essens in der Familie.“

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