Seit der Zulassung des Süßungsmittels Steviolglycoside schießen Lebensmittel, die mit der natürlichen Süße aus der Stevia-Pflanze werben, wie Pilze aus dem Boden. Es gibt bereits Joghurts, Ketchup, Gertränke und vieles mehr. Mit der Natürlichkeit der Stevia-Pflanze hat dieses Süßungsmittel allerdings nicht viel zu tun. Petra Lehner, Referentin für Lebensmittelsicherheit im Gesundheitsministerium meint dazu: „Die EU-weite Zulassung bezieht sich auf die Steviolglycoside, das sind Teile der Steviapflanze, die hoch aufgereinigt als Zusatzstoff verwendet werden dürfen.“

Seit Dezember 2011 sind Steviolglycoside unter der E-Nummer E960 in der EU zugelassen. Wie für andere Süßstoffe, zum Beispiel Aspartam, gelten auch hier empfohlene Höchstaufnahmemengen. Um aus der Steviapflanze den Süßstoff zu gewinnen, sind mehrere Verarbeitungsschritte notwendig. Der Stoff muss entfärbt, entsalzt und kristallisiert werden. Wie gesagt mit einem natürlichen Prozess hat das freilich nicht viel gemeinsam.

Diätexperte Sven-David Müller meint dazu: Steviolglycoside aus den Laboren der Chemieindustrie bringen keinerlei Vorteile gegenüber bereits lange zugelassenen Süßstoffen. Einige davon haben ebenfalls eine rein natürliche Quelle. Dazu gehören Neohesperidin DC aus der Schale von Bitterorangen, Thaumatin aus der Katemfe-Frucht oder Aspartam aus zwei natürlichen Eiweißbausteinen. Auch das Argument, dass mit Stevioglycosiden kalorienfrei gesüßt werden kann, ist ein Marketinggag, denn alle Süßstoffe sind kalorienfrei oder praktisch kalorienfrei. Damit besteht bereits seit dem Jahr 1879, in dem der deutsche Chemiker Professor Dr. Constantin Fahlberg den Süßstoff Saccharin entdeckte, die Möglichkeit, kalorienfrei und damit auch figurfreundlich zu süßen. Wissenschaftliche Studien beweisen, dass Süßstoffe in der Lage sind, beim Abnehmen zu helfen. Als Mastmittel wurden und werden sie nicht eingesetzt. Auch wenn Lobbyisten das anders kolportieren. Auch sind alle anderen Süßstoffe genauso wie Steviolglycoside nicht kariogen und beeinflussen den Blutzuckerspiegel sowie Insulinspiegel nicht.

Bei Steviolglykosiden handelt es sich also um ein Produkt aus dem Labor, sagt Petra Lehner, der Zusatz „natürlich“ oder „mit Stevia“ ist irreführend – in der EU allerdings noch nicht untersagt. „Die korrekte Bezeichnung wäre ‚gesüßt mit Steviolglycosiden‘, hier kann man auch sagen ‚mit pflanzlichen Steviolglykosiden‘, das ist auch noch zulässig. In der Schweiz, wo der Zusatzstoff schon seit 2008 zugelassen ist, gibt es ganz explizit ein Verbot des Wortes ’natürlich'“, so Lehner.

Also wieder mal ein großer Bluff der Lebensmittelindustrie, die zur Zeit mit den Stevia-gesüßten Produkten fette Kohle machen. So wird der Menschheitstraum, von gesüßten Lebensmitteln nicht dick zu werden, wieder mal auf unbegrenzte Zeit verschoben. Und warum die Stevia Pflanze als solche nicht als Süßungsmittel zugelassen wird haben wir mit Sicherheit den Lobbyisten und der Macht der Lebensmittelindustrie zu verdanken.

Quellen:

http://help.orf.at/stories/1697914/

http://www.svendavidmueller.de/der-grosse-bluff-mit-stevia-und-steviolglycosiden.html