Auszug aus dem Profil vom 9. Jänner:

Immer öfter sehen Schulärzte dicke Kinder. Jedes fünfte Kind in Österreich ist übergewichtig, jedes zwölfte fettleibig. Bei den Erwachsenen ist der Anteil doppelt so hoch. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der krankhaft fettleibigen Menschen in Österreich um 30 Prozent gestiegen. Und mit steigendem Körpergewicht steigt auch die Zahl der Diabetiker – in Österreich derzeit geschätzte 600.000, Tendenz steigend. Weil die Krankheit schleichend und lange Zeit schmerzfrei verläuft, wissen viele Betroffene nichts von ihrem Leiden. Bei der Erstdiagnose sind viele Patienten schon jahrelang Diabetiker – mit weitreichenden möglichen Folgen: Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Erblindung, Nervenschäden, Wundheilungsprobleme, Beinamputation, Nierenversagen. Nie zuvor im Lauf der Evolution hatten die Menschen so viel Nahrung zur Verfügung wie heute in den entwickelteren Ländern, und nie zuvor bewegten sie sich so wenig. Dazu kommt, dass die industriell gefertigte Nahrung besonders viele Kalorien enthält, wie der Grazer Stoffwechsel­experte Thomas R. Pieber kürzlich im „Kurier“ darlegte: Demnach nehmen Babys, die nicht oder nur kurz gestillt werden, mit der industriellen Nahrung um 20 Prozent mehr Kalorien zu sich. Ein Kilo eines industriell gefertigten Lebensmittels enthält heute fast doppelt so viele Kalorien wie vor 40 Jahren. Die Kalorienmenge von Tiefkühlpizzen in den USA hat sich in den vergangenen 25 Jahren verdreifacht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte die global fortschreitende Fettsucht zur „Epidemie des 21. Jahrhunderts“. Weltweit leiden mit 300 Millionen Betroffenen weit mehr Menschen an Fettleibigkeit als an Untergewicht. Die US-Amerikaner führen mit 108 Millionen Übergewichtigen die Statistik an – gut jeder dritte US-Bürger ist zu dick. Unaufhaltsam schwappt diese Welle auch nach Europa. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass immer mehr Kinder betroffen sind, denn die dicken Kinder von heute sind die Adipositas- und ­Diabetes-Patienten von morgen. Experten warnen vor einem „Gesundheits-Tsunami“: „Es bedarf einer umfassenden Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung“, so der Präsident der Diabetes Initiative Österreich, Bernhard Ludvik, Stoffwechselexperte an der Medizinischen Universität Wien. „Insbesondere die Politik muss handeln.“ Eine Hoffnung für Betroffene gibt es nur in Form einer grundlegenden Änderung des Lebensstils: weniger Kalorien, mehr Bewegung. „Wenn wir mit unserer Lebensweise so weitermachen, werden wir alle Diabetiker“, fürchtet die Wiener Internistin Eli­sabeth Krippl, Leiterin der Diabetesambulanz im Wiener Privatspital „Hera“ und Spezialistin für die Behandlung von offenen Beinen bei Diabetikern – die in vielen Fällen eine bereits geplante Amputation abwenden konnte.

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