Foodwatch, 20.11.2012.
Die Supermarktkette Real und der Babynahrungshersteller Hipp haben umstrittene Frühstücksflocken für Kinder vom Markt genommen. Real räumte seine „Drachen Honeys“ aus den Filialen und will zudem den Zuckergehalt weiterer Sorten „,möglichst zeitnah“ senken, Hipp stellte die Produktion seiner Kinder-„Knusperflakes“ ein. Bei einem foodwatch-Marktcheck im September 2012 hatten die Produkte schlecht abgeschnitten.
Die „Drachen Honeys“ von Real lagen beim foodwatch-Ranking der zuckrigsten Flocken für Kinder mit 45 Gramm Zucker pro 100 Gramm auf dem dritten Platz, auch die drei Hipp-Produkte belegten mit einem Zuckergehalt zwischen 34 und 41 Prozent vordere Plätze. Die ersten Süßigkeiten mit Müsli-Anstrich sind damit aus den Regalen verschwunden – Nestlé, Kellogg’s, Aldi und Co. sollten sich an Real und Hipp ein Beispiel nehmen. Doch noch immer sind mehr als 90 Prozent der Frühstücksflocken für Kinder wahre Zuckerbomben. Damit sich wirklich alle Produkte verbessern, brauchen wir eine gesetzliche Zuckergrenze: Nur noch solche Produkte, die maximal 10 Prozent Zucker enthalten, dürfen an Kinder vermarktet werden.
Marktcheck: Mindestens 30 Prozent Zucker in jeder zweiten Packung
Ein Marktcheck von foodwatch hatte im September 2012 gezeigt, dass fast ausnahmslos alle Flocken, die gezielt für Kinder vermarktet werden, überzuckert sind und nicht die Ansprüche an ein kindgerechtes Frühstück erfüllen: In jeder zweiten Packung im foodwatch-Test steckten mindestens 30 Prozent Zucker. Nicht einmal 6 Prozent der 143 untersuchten Produkte wiesen einen Zuckergehalt von unter 10 Prozent auf.
Hipp hatte foodwatch kurz vor Veröffentlichung des Marktchecks mitgeteilt, seine Kinder-Frühstücksflocken vom Markt nehmen zu wollen. Zum 30. Oktober lief die Produktion der „Knusperflakes“ aus. Ebenfalls Ende Oktober strich die Supermarktkette Real die „Drachen Honeys“ aus ihrem Flocken-Sortiment. Andere Real-Kinderprodukte, wie etwa die „Bärigen Schoko-Flakes“ mit 28 Prozent Zucker, liegen hingegen weiter in den Regalen.
Öffentlicher Druck wirkt – aber (noch) nicht bei allen
Dass jetzt die ersten Hersteller ihre Zucker-Flocken vom Markt genommen haben, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung und zeigt: Die Lebensmittelindustrie reagiert auf öffentliche Kritik und Verbraucherprotest. Doch bisher hat sich gerade einmal bei 4 von 143 Produkten etwas bewegt. Wir meinen: Um den Markt insgesamt zu verändern, brauchen wir eine gesetzliche Zuckergrenze. Solange es diese nicht gibt, haben aber gerade die großen Markenhersteller wie Nestlé eine besondere Verantwortung. Noch immer enthalten alle Kinder-Frühstücksflocken des Lebensmittel-Riesen zwischen 30 und 37 Prozent Zucker – mehr als Kekse oder Schokokuchen. Das ist unverantwortlich gegenüber der Gesundheit der Kinder. Schreiben Sie jetzt direkt an Nestlé-Chef Gerhard Berssenbrügge und fordern Sie ihn auf:
Zucker runter, Nestlé!